Der Gedächtnispalast

Um angesichts der immensen Informationsflut der heutigen Zeit nicht den Überblick zu verlieren, bieten sich diverse Methoden des Gedächtnistrainings an. Diese sind – konsequent angewandt – äußerst effektiv und ermöglichen eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität. Sie funktionieren nach dem Prinzip, eintöniges Auswendiglernen durch fantasievolles und strukturiertes Erinnern zu ersetzen und damit das Einstudierte dauerhafter im Gedächtnis zu verankern.

 

Konstruktion eines Gedächtnispalastes

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Nehmen wir an, Sie sind Taxifahrer oder zu Besuch in Berlin und wollen sich einige Straßen oder sonstige Orte dort merken. Erschaffen Sie sich in Gedanken einen sehr großen Raum, auf dessen Tür sich ein Symbol für die Stadt befindet, beispielsweise das Brandenburger Tor. Vergegenwärtigen Sie sich, wo sich die Orte, die Sie sich merken wollen, auf dem Stadtplan befinden (Norden, Nordwesten, Südwesten, Mitte, usw). Bauen Sie lange Korridore und erschaffen Sie so die Verbindungen zwischen den Orten, die Sie sich merken wollen. Sie wollen sich die Station Rosentaler Platz merken: Nehmen Sie die erste Tür und legen Sie in diesen Raum eine Rose, einen Taler und ein Plätzchen nebeneinander. Ähnlich verfahren Sie mit dem Hackeschen-Markt: Gehen Sie den Korridor weiter und visualisieren Sie eine Portion Hackfleisch auf einem Markt oder eine Hacke neben einer Mark und legen Sie sie in den Raum.

Bauen Sie weiter an Ihrer Stadt, indem Sie nach Südwesten gehen und in einem Raum ein Schloss, ein Parkschild und einen Stieglitz platzieren. Wo sind Sie? Richtig, im Schlosspark Steglitz!
Bei Bezeichnungen, die sich nicht so leicht verbildlichen lassen, ist etwas Kreativität gefragt. Hier könnten Sie eine Art Bilderrätsel erstellen oder auf ein Wort ausweichen, das ähnlich geschrieben wird (z.B. Currystraße statt Cuvrystraße).

 

Eine Weiterentwicklung der Loci-Methode

Der Gedächtnispalast ist eine Fortentwicklung der sogenannten Loci Methode. Beiden Strategien ist gemein, Begriffe und Zahlen gedanklich in außergewöhnliche Bilder umzuwandeln und diese mit bestimmten Orten zu verknüpfen. Im Unterschied zur Loci-Vorgehensweise, die die Plätze der Erinnerungspunkte nach einer bestimmten Route festlegt, bedeutet der Gedächtnispalast, imaginäre Räume zu errichten. In diesen kann dann das Wissen abgespeichert und mit jedem neuen Raum um andere Themen erweitert werden.

Ein Beispiel: Wir betreten in Gedanken die Eingangshalle unseres Gedächtnispalastes und erschrecken, denn am Lüster hängt Direktor Küster. Dieser ist überdies nur mit einer Unterhose bekleidet. - Wer auch immer Direktor Küster ist, dessen Name bleibt mithilfe der Gedächtnispalast-Methode mit Sicherheit lange in Erinnerung.


Anwendungsgebiete des Gedächtnispalasts

Die Romanfigur Sherlock Holmes benutzt für seine Detektivarbeit einen Gedächtnispalast. Dr. Hannibal Lecter nutzt ebenfalls einen Gedächtnispalast.

Mithilfe des Gedächtnispalast-Gehirntrainings lässt sich aufgrund seiner systematischen Lernerweiterungsmethode ein umfassendes Wissen abspeichern. Da es sich bei dieser Technik um eine Ergänzung und Perfektionierung anderer bewährter Konzepte handelt, kann man sich mit ihr sowohl einzelne Begriffe und Namen merken, als auch mühelos komplette Listen, zusammengehörige Gruppen oder abstrakte Bezeichnungen aus dem Gedächtnis abrufen.

 

Der fiktive Einzelraum

Basierend auf den erfolgreichen Gehirnleistungen, die mit der sogenannten Loci-Methode zu erzielen sind, ist es auch im Gedächtnispalast möglich, Erinnerungsrouten festzulegen. So eignet sich das Ablegen von Wissen in dessen fiktiv gestalteten Einzelräumen perfekt für das Einprägen von

  • Listen
  • Vokabeln
  • Namen
  • Zahlen
  • Fremdwörtern
  • konkreten und abstrakten Begriffen


Mehrere fiktive Räume

Im Unterschied zur Loci-Technik, zu Eselsbrücken oder anderen Gehirntrainings bietet der Gedächtnispalast den Vorteil, das zu merkende Wissen nach Themen geordnet in verschiedenen fiktiven Räumen abzuspeichern. Auf diese Weise gelingt es, den eigenen geistigen Horizont fortlaufend zu erweitern, ohne den Überblick zu verlieren. Die fiktiven Räume können beispielsweise als Assoziationsorte für folgende Inhalte genutzt werden:

  • Zimmer unter dem Dach: Astronomie und Astrologie
  • Küche: Fremde Länder und Kulturen
  • Wohnzimmer: Bildende Künste
  • Bad: Chemie und Biologie
  • Flur: Fremdsprachen


Fazit

Wer sich mit der komplexen und dennoch unkomplizierten Gedächtnispalast-Methode auseinandersetzt, wird schnell feststellen, dass der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind und dass mit ein bisschen Übung das Erinnern zunehmend weniger Mühe bereitet. Wenn Sie den Gedächtnispalast im Gedächtnissport nutzen wollen, können Sie versuchen, sich immer mehr Orte zu merken, um nach und nach ein nahezu vollständiges Bild zu erhalten, das Sie in Gedanken immer wieder abrufen können. Auf Wunsch bringt Boris Nikolai Konrad Ihnen diese Methode auch als Keynote Speaker in einem interessanten Vortrag näher.

 

Quelle Bilder:  Schloss Palace, Charlottenburg, Berlin, Germany Stock Photo. By jupiterimages, via freeimages.com